Reiche zur Energiewende: „Sollen doch die Bürger zahlen“ – Kritik an neuem Kurs des Wirtschaftsministeriums

Reiche zur Energiewende: „Sollen doch die Bürger zahlen“ – Kritik an neuem Kurs des Wirtschaftsministeriums

Nach den umstrittenen Aussagen von RWE-Chef Markus Krebbe, der jüngst forderte, auch Privathaushalte mit Solaranlagen stärker an den Netzkosten zu beteiligen, sorgt nun Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) für den nächsten Aufreger.
Auf einer RWE-Veranstaltung in dieser Woche stellte sie klar: Auch private Stromerzeuger sollen künftig für den Netzausbau mitzahlen.
Ein Kurs, der die Energiewende auf den Kopf stellen könnte – und der scharfe Kritik auslöst.


🔄 Kurswechsel bei der Energiewende

Deutschland steht beim Netzausbau seit Jahren vor massiven Problemen.
Der Ausbau hinkt der wachsenden Zahl an Solar- und Windkraftanlagen hinterher – eine Folge jahrelanger politischer Verzögerungen.
Statt jedoch jetzt entschlossen nachzubessern, zeichnet sich im Bundeswirtschaftsministerium ein anderer Trend ab: Weniger Förderung, mehr Eigenbeteiligung.

Reiche begründet den Kurs mit den steigenden Kosten für sogenannte Redispatch-Maßnahmen – also Eingriffe ins Netz, um Stromüberschüsse auszugleichen. Diese kosten laut Ministerium jährlich mehrere Milliarden Euro, die bisher über die Netzentgelte auf alle Stromkunden umgelegt werden.

Doch statt die strukturellen Probleme im Netz anzugehen, will Reiche nun offenbar die Bürger stärker zur Kasse bitten:

„Wer ans Netz will, muss sich künftig am Netzausbau beteiligen“, erklärte sie auf dem RWE-Energiegipfel.


⚠️ PV-Besitzer im Fadenkreuz

Besonders betroffen wären Privathaushalte mit Photovoltaik-Anlagen oder Balkonkraftwerken.
Schon Reiches zuvor bekannt gewordene Pläne, die Förderung neuer PV-Anlagen zu beenden und stattdessen auf Differenzverträge zu setzen, hatten für Verunsicherung gesorgt.
Nun geht sie noch weiter: Auch kleine Solaranlagen könnten künftig nur noch gegen zusätzliche Gebühren einspeisen.

Viele Netzbetreiber setzen diese Praxis bereits um – teils dürfen neue Anlagen nur noch als „Nulleinspeiser“ ans Netz gehen, also gar keinen Strom mehr abgeben.
Für private Haushalte bedeutet das nicht nur längere Amortisationszeiten, sondern auch einen Verlust an Wirtschaftlichkeit.


📉 Fehlende Strategie: Stromspeicher ignoriert, Gaskraftwerke gefördert

Kritiker werfen Reiche vor, die falschen Prioritäten zu setzen.
Während Stromspeicher-Technologien, die Netzschwankungen ausgleichen könnten, im jüngsten Regierungsbericht zur Energiewende kaum Erwähnung finden, soll laut Schätzung bis zu 71 neue Gaskraftwerke gebaut werden.
Ein energiepolitischer Rückschritt, der nicht nur teuer, sondern auch klimapolitisch kontraproduktiv wäre.

„Anstatt sauberen Strom zu speichern, will man ihn bestrafen“, kommentiert ein Branchenanalyst.
„So verspielt Deutschland seine Vorreiterrolle in der Energiewende.“


💬 Kritik von Experten und Verbraucherschützern

Die Reaktionen auf Reiches Aussagen fallen heftig aus.
Die Solarwirtschaft warnt, dass ihre Pläne das Vertrauen in die Förderstabilität der Energiewende zerstören.

„Wer Bürger bestraft, die in grüne Energie investieren, gefährdet das Fundament der Energiewende“, sagt ein Sprecher des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW).

Auch Verbraucherschützer fordern eine gerechte Kostenverteilung:
Statt PV-Besitzer zu belasten, müsse die Regierung endlich die Netzmodernisierung beschleunigen und den Bürokratiedschungel für Speicherprojekte abbauen.


🔋 Statt Strafzahlungen: Investitionen in Speicher

Viele Experten fordern, die Milliarden für Redispatch und Gaskraftwerke besser in Speichertechnologien zu investieren.
Neue Langzeitspeicher-Systeme und Power-to-X-Lösungen könnten überschüssigen Strom nutzbar machen, anstatt ihn abzustellen.

„Jede Kilowattstunde, die gespeichert statt weggeschmissen wird, senkt die Energiekosten für alle“, heißt es aus Forschungskreisen.


🧩 Fazit: Ein gefährlicher Rückschritt für die Energiewende

Katharina Reiche will offenbar den finanziellen Druck auf die Bürger erhöhen, um die Energiewende zu finanzieren – während die Industrie weiter auf fossile Übergangslösungen setzt.
Das sendet nicht nur ein falsches Signal an die Bevölkerung, sondern droht auch, die Dynamik im Ausbau der erneuerbaren Energien massiv auszubremsen.

💬 Kurz gesagt:
Statt die Energiezukunft sozial und ökologisch gerecht zu gestalten, schiebt die Regierung die Verantwortung den Bürgern zu.
Und während die Sonne weiter kostenlos scheint, könnte der selbst erzeugte Solarstrom bald teurer werden als gedacht.

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